„Ich mach jetzt ein Spiel, da hauts dir die Eier weg“, zitierte Kapitän Lukas Tadda einen Bamberger Mannschaftskameraden im Spaß vor dem Spiel – doch er sollte Recht behalten. Zweimal war das Deutsche Team im Halbfinale gegen Gastgeber Kolumbien in Rückstand geraten, zweimal ließ die Mannschaft den Gegner nahezu ohne Gegenwehr allein mit dem deutschen Deckel. Und trotzdem, die Deutsche Mannschaft spielte sich von Minute zu Minute mehr ins Spiel und gewann am Ende verdient mit 3:2.
Bereits nach dem Anschwimmen konnte Deutschland den Ball behaupten und den Gegner massiv unter Druck setzen. Die erste Chance der Deutschen bereits nach wenigen Sekunden. Umso schlimmer, dass wie im Gegenzug nach dreiminütigem Pressing die erste wirkliche Angriffswelle der Kolumbianer direkt zum Torerfolg führte. Von dem 0:1 in der 3. Spielminute lies sich Deutschland aber nicht verunsichern, zu deutlich waren die ersten Torchancen. So zwang die Mannschaft gekonnt den Kolumbianern ihr Spiel auf. In der 8. Spielminute dann der Pfiff. Einen deutschen Angriff wehrte der Kolumbianische Torwart mit einem Griff an den Korbring ab. Strafstoß für Deutschland.
Kapitän Tadda übernahm selbst die Verantwortung und erzielte bereits nach fünf Sekunden den erlösenden 1:1 Ausgleich. Zum Schluss der ersten Halbzeit wollte das Deutsche Team das Spiel bereits mit einem weiteren Tor klar machen. Jedoch wurde das offensive Angriffsspiel der Deutschen unglücklich 54 Sekunden vor der Halbzeit mit einem Konter auf den alleinigen Deckel bestraft. Den 1:2 Rückstand wollten die Deutschen noch vor der Halbzeit korrigieren, bekamen aber zudem noch eine Strafzeit 34 Sekunden vor dem Seitenwechsel. Es hätte in dieser Phase des Spiels nicht schlimmer laufen können.
In Durchgang zwei fanden dann sowohl die Führungsspieler wie auch die Trainer die richtigen Worte. Die restlichen Strafsekunden wurden clever runter gespielt und Deutschland dominierte von da an wieder das Spiel. In der 19. Minute dann ein weiterer Pfiff. Kolumbien erhielt nach einer Schlagattacke eine Zwei-Minuten Strafe. Es brauchte insgesamt drei Freiwürfe, bis der deutsche Angriffsspielzug in der 21. Minute das 2:2 durch Jochen Schottmüller brachte.
In der Folge wechselte Deutschland noch einmal intensiv auf allen Positionen aus, um auch in der Schlussphase den Druck aufrecht erhalten zu können. Und diese Rechnung ging auf. In der 27. Minute wurde ein Angriff der Deutschen mit einer deutlichen Schulter im Korb abgewehrt. Ein weiter Strafwurf für Deutschland.
Und wieder war es Tadda, der das Ticket fürs Finale sichern wollte. Nach dem Abtauchen ein kurzes Gerangel um den Ball, dennoch konnte sich Tadda unter dem Torwart festsetzten und nach etwa 30 Sekunden den 3:2 Siegtreffer erzielen.
Kolumbien kam in den letzten drei Minuten zwar noch einmal massiv aufs deutsche Tor, handelten sich allerdings 1:46 vor Schluss noch eine unnötige Zeitstrafe nach einem Ellenbogenangriff auf Martin Schottmüller direkt an der Wasseroberfläche ein. Glücklicherweise ist dabei nicht passiert.
Die Überzahl und Restminuten ließ sich Deutschland nicht mehr nehmen. Und die Freude über den Sieg triumphierte, obwohl im Anschluss an das Spiel unschöne Szenen folgten.
Ein kleine Ausnahme an Kolumbianern war mit dem Ergebnis sichtlich unzufrieden und zeigten unschöne Gesten während der deutschen Nationalhymne, desweiteren tönten laute Pfiffe von der Tribüne. Dennoch kamen die Kolumbianer geschlossenen zum Abklatschen, eine sportliche Geste. Das Verhältnis zwischen den Teams ist trotzdem weiterhin freundlich. Der Trainer sagte mir in einem kurzen Gespräch: „The referee wins“, und deutete somit auf die für ihn ungerechten Schiedsrichterentscheidungen hin.
Mit diesem Sieg ist Deutschland nun zum zweiten Mal in Folge im Finale einer Weltmeisterschaft. Der amtierende Europameister trifft dort am Samstag auf Weltmeister Norwegen.
Norwegen konnte sich in einem engen Spiel gegen Schweden minutenlang und über beide Hälften stark verteidigen. Schweden überraschte dabei mit einer dominanten Offensive und ließ den Weltmeister beeindruckenderweise über weite Phasen des Spiels nicht aus der eigenen Hälfte. Norwegen hingegen, die für ihre gefährlichen Konter bekannt sind, konnten gerade einen dieser vier Minuten vor dem Abpfiff im leeren schwedischen Korb versenken. Dem 1:0 Führungstreffer folgte nur noch eine Verletzungsunterbrechung, nachdem ein Schwede beim letzten Verzweiflungsangriff an der Schulter verletzt wurde und auf der gegnerischen Wechselseite das Wasser verließ.
Deutschland spielt gegen Norwegen. Kolumbien bestreitet das Spiel um Platz drei gegen Schweden. Für die Kolumbianer ist die Niederlage natürlich eine bittere Enttäuschung. So konnten sie sowohl gegen Norwegen, wie auch gegen Deutschland eine frühe Führung nicht über die Gesamtzeit spielen. Trotzdem wäre der sichere vierte Platz das bisher beste Ergebnis das eine kolumbianische Mannschaft bisher auf einer Weltmeisterschaft erzielen konnte. Und noch ist ja sogar die Bronzemedaille in Reichweite.
Bei den Damen bestand der Tag neben dem Anfeuern der Deutschen Herren hauptsächlich aus einer zweistündigen Stadtrundfahrt. Die Damen bereiten sich derzeit mental auf die beiden wichtigen Spiele am morgigen Donnerstag vor. Zum Auftakt geht es gegen die Damen aus Finnland. Der Gewinner spielt das Halbfinale vermutlich gegen Schweden.
Anekdoten:
Es kann gut sein, dass das Unterwasser Rugby Forum trotzdem funktioniert.
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